(1686 - 1732) aus Meuselbach im Fürstentum Schwarzburg in Thüringen, ward geboren am 23. Februar 1658; ins Amt berufen und ordinirt am 16. Juni 1686 und im September in Altranstädt eingeführt. Am 6. September 1686 heiratete er die Tochter des Diakons Mag. Meyer an der Andreas-Kirche zu Eisleben, Justine Elisabeth, welche ihm erst im 7. Jahre ihrer Ehe eine Tochter gebar, mit Namen Johanne Mag-dalene später verehelichte Buchner. In seine Amtszeit fällt der Aufenthalt der Schweden unter Karl XII. in Altranstädt. Am 22. Februar 1707 Abends gegen 9 Uhr brannte die Pfarre mit sieben Bauernhöfen ab. Obwohl Voigt häufig das Feuer erwähnt, sagt er doch nichts von der Schuld der Schweden. Das der Neubau einer Pfarre für den Pastor ein Leidwesen ist, hat auch er erfahren müssen. Denn die Parochianen versuchten ihre Pflichten möglichst abzuschütteln. "Ich kann mich nicht genug über die Widerspenstigkeit und Hartnäckigkeit dieser un-gehorsamen Leute wundern", schreibt er am 2. Juni 1708 an den Patron Herrn Friesen, "da sie nicht nur nichts zum Pfarrbau geben, sondern auch die ihnen obliegenden Dienste leisten wollen, wodurch sie nichts anderes su-chen, als den Bau zu hemmen und mich zu kränken." Die Pfarre wurde für 1840 Gulden 15 Groschen und 9 Pfennige im Jahre 1710 vollendet. Wenn man das Protokollbuch Voigts vom Jahre 1708 ff. durchließt, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sein Verhältnis weder zur Gemeinde, noch zu den Lehrern, noch zum Patron, noch zu seinem Substituten (Nachfolger) das richtige gewesen sei. Neben anderen Episoden verdarb er sich mit den Lehrern dadurch, daß er sich, auch wenn er zu Pferde saß, von ihnen auf die Filiale Ötzsch und umgekehrt begleiten und den Priestermantel tragen ließ, wozu er jedoch nicht nur durch Observanz, sondern auch nach der ausdrücklichen Bestimmung der Kirchenordnung von 1580 berechtigt war. Wahrscheinlich hängt mit diesem Streite der Umstand zusammen, daß ihm die Frau des hiesigen Lehrers Naumann 1691 während der Predigt öffentlich widersprach und injurierte (beleidigte). Jedenfalls ist Voigt an diesen Missverhältnissen nicht ohne Schuld gewesen, doch läßt es sich einigermaßen entschuldigen, wenn man bedenkt, daß der Pastor in Folge des damals noch üblichen Beichtzwanges genötigt war, bei jedem ernsteren Fehltritt der Eingepfarrten bei dem Consistorio auf Kirchenbusse anzutragen, welches kostspielige Gebühren zur Folge hatte. Auch waren die Ge-meinden damals in Folge der vorausgegangenen Kriege in sittlicher Beziehung heruntergekommen. Seine natür-liche Empfindlichkeit mochte sich in Folge seiner Steinschmerzen (Kirchenbuch von Altranstädt 1694) und durch das Leid über die jahrelange Krankheit seiner Frau, die schon 23 Jahre vor seinem Tode starb, noch mehr gesteigert haben. Wahrscheinlich lag es auch an seiner Tochter Frau Buchner, welche wegen Ehebruchs unter Anklage gestanden hat und nicht ganz ohne Schuld an manchen Ärgernis war, welches er hat ertragen müssen. - Voigt bediente sich seines Reitpferdes auf seinen Filialwegen und nahm bei den Kirchvätern sein Absteigequar-tier. Am 23. Oktober 1720 brannte ihm sein Knecht Christoph Heinrich Meinicke aus Großdölzig Nachts mit dem Pferde und dem Sattelzeuge durch. Ob seine zweimalige Anfrage bei dem Bürgermeister in Bernburg, wo der Knecht auf der Brücke verhaftet sein sollte, ein Ergebnis gebracht hat, steht dahin. Von seiner Art zu predi-gen, ist keine Nachricht mehr vorhanden. Er hat vermutlich seine Konzepte auf der Kanzel abgelesen, weil er es einen Zufall bezeichnet, daß ein Candidatus, der ihn vertrat, sein Konzept auswendig habe hersagen können. Seine Schrift ist vorzüglich, auch scheint er viel Talent zum Zeichnen besessen zu haben, wie die kleinen Hand-zeichnungen über den Taufregistern beim Jahresanfang beweisen. Als Symbol hatte er die Worte erwählt Mihi Jesus Salus Vera, deren Anfangsbuchstaben auch diejenigen seiner Namen sind. In Großlehna besaß er 1712 ein Haus, daß er an Gülle vermietet hatte. Als eine Spielerei erscheint es, daß er im Sterberegister von Großlehna 1718 ff, die verschiedensten Ausdrücke für den Begriff "Sterben" anwendet, z. B. starb selig; gab der Welt gute Nacht; entschlief im Herrn; beschloß sein Leben; segnete das Zeitliche; bezahlte die Schuld der Natur u.s.w. Nicht selten klagte er über die Last seiner Stelle. So sagte er zum Beispiel 1710, wo die Parochie nur 570 Seelen zählte, daß der Priester alle Sonn- und Festtage, auch wenn Predigttage in der Woche anfallen, allezeit dreimal Vormittage predigen, welches gewiß sehr be-schwerlich ist, da hingegen die Besoldung desto geringer ist, daß man wohl mit Wahrheit sagen kann: Hier gibt es Pferdearbeit und Zeißgens Futter. Über den geringen Erfolg seiner Predigt 1717, spricht er in der Klage an das Konsistorium aus: "er müsse leider Jerem. 25, 3 sagen: ich habe euch nun 31 Jahr mit Fleiß gepredigt, aber ihr habt nicht hören wollen, item (zu erörternde Sache) mit Jes. 42, 20 man predigt wohl viel, aber sie halten es nicht, man sagt ihnen genug, aber sie wollen es nicht hören, inmassen die bei ihnen eingewurzelten Laster des Geizes und des Eigennutzes, der Unversöhnlichkeit und Entheiligung des Sabbats (Sonntags) und bei etlichen des täglichen Vollsaufens nicht auszurotten sind." Seit dem Jahre 1729, wo seine Sehkraft abnahm, verschlechterte sich seine Schrift auffallend, bis sie zur Unleserlichkeit herabsank. 1732 zu Ostern ließ er sich emeritieren (nach 45jähriger Dienstzeit in den Ruhestand versetzen). 15 Jahre lang bewohnte er als Emerius mit der Hälfte des Einkommens noch das Pfarrhaus. Eine alte Freundin, die Witwe des Pastors Boehme, wohnte bei ihm und starb am 16. Januar 1747. Drei Tage später starb auch er und wurde in der Stille begraben, weil sein Beichtvater Kell aus Kötzschau am Begräbnistage krank war. Am 8. Februar wurde auf Veranlassung des Konsistoriums noch eine Leichenpredigt über Jacob. 1, 2 für ihn gehalten. Er hatte 60 1/2 Jahr im Amte, 38 Jahr im Ehestand und 23 Jahr als Witwer gelebt. Sein Alter war 89 Jahr weniger 5 Wochen.